Was Menschen sagen......


 

 

 

Dort wo Liebe ist, ist der Sinn des Leben erfüllt.

-Dietrich Bonhoeffer-

 

 

 

Grüß Dich, Lieber Uli!

Du hattes mich gebeten für deine neue Hompage über Dinge zu schreiben die mir wichtig sind und über unsere "Beziehung" zu einander.

Das Substantielle für mich und für mein Leben ist ganz bestimmt die Liebe.

Vielleicht auch deswegen, weil ich viele Jahre "ohne", zumindest partnerschaftliche Liebe,

gelebt habe.

Aber nun zum  Beginn unserer - Seelen -Freundschaft - tiefen Verbundenheit.

 

Mein Brüderchen "Wolfi" lebte mehr als 10 Jahre als Schwerst-Pflegefall im

"Goldenen-Seniorenstift"  am Bodensee. Und du fungiertest dort als Mann für "viele Fälle".

So haben wir uns kennengelernt.

Dass gleich Sympathie zwischen uns war und speziell auch zwischen meinem Bruder Wolfi und Dir war, so wie wir drei "gestrickt" sind, ganz klar...

Wolfi und Du, lieber Uli, ihr hattet einen ganz besonderen "Draht" zueinander. Ein Band, das um Eure beiden Seelen gewirkt war. Unsichtbar, spürbar und voller Liebe von beiden Seiten. Mit einem großen Vertrauen von Euch beiden. Und Wolfi hat es immer genossen, wenn er bei Deinem Klavierspiel und dem Singen der Oldies mit dabei sein konnte.

 

2015 was das  Jahr, in dem ich von Heidelberg ca 25 mal mein Brüderchen am Bodensee besucht und um sein Leben regelrecht gerungen hatte, denn er hatte immense Schluckbeschwerden entwickelt und stärkste Herausforderungen mit dem Essen und Trinken. Ich habe ihn deshalb aus der Klinik in das "Goldene-Seniorenstift" am Bodensee geholt. Hier durften ich und alle im Pflegeheim an und mit der Situation wachsen. "Ich ging voran" und habe ihm mit Mini Schlückchen (Strohhalm) und Mini Häppchen pürierter Kost auf Löffelspitze gefüttert und zwischendurch hatte uns netterweise auch eine fühere liebevolle Krankenschwester unterstützt. Das Pflegepersonal, das eine solche Situation nicht kannte, war bereit zu lernen, obwohl wir alle natürlich ängstlich und vorsichtig waren. Ich auch, aber ich mußte "vorangehen" und zeigen, daß und wie es geht. Für mich als Lehrerin auch eine Herausforderung....! Und ich habe gesehen wie viel man mit Liebe im Herzen machen und erreichen kann. Dafür bin ich unendlich dankbar. Denn eine Magensonde hatte er in seiner Patientenverfügung klar abgelehnt und ich argumentierte, daß ihm nicht noch die einzige kleine Freude im Leben , das Essen und die Kommunikation dabei, genommen werden darf.

 

So lieber Uli und hier haben wir uns näher kennengelernt.

Beobachtet wie du mit Patienten und meinem Bruder umgegangen bist und wie Du intuitiv viel richtig gemacht hast. Daraufhin habe ich schriftlich hinterlassen, daß Du  - obwohl kein Pfleger -  die Aufgabe des Füttern (klingt für mich viel liebvoller als das sterile "Essen eingeben") bei Wolfi zwischendurch übernehmen darfst und ich dafür die Verantwortung trage.

Und du hast mitgemacht.

 

Du bist für mich ein Paradebeispiel, wieviel wir mit Liebe und Vertrauen bewirken können. Und Du hast dich voll darauf eingelassen.

Nochmals ein ganz herzliches Dankeschön und vergelt´s Gott, lieber Uli!

 

Mein Brüderchen, der schon während seines Studiums oft in Indien und einem Ashram war, weil ihn dort alles faszinierte lernte das "Annehmen" für sein weiteres, Jahrzehnte dauerndes Schicksal.

Der bekannte Guru Babaji hatte ihm einst die "Volkommenheit" gezeigt und diese spirituelle Erfahrung hat ihn sein Leben lang getragen und mit seinem schweren Schicksal

annehmend - fast demütig - umgehen lassen.

Dass, lieber Uli, hat dich, der Du ja auch ein Mann mit "großer spiritueller Anbindung" bist, sehr interessiert und Eure Gespräche von "Mann zu Mann" waren auch für Wolfi immens wichtig!

 

In der Nacht zu Heiligabend 2016 war ich eines der ersten Male angerufen worden, es ginge wahrscheinlich mit meinem Brüderchen zu Ende. Als wir wenige Stunden später dort ankamen, hatte er sich riesig gefreut und sich schlagartig viel besser gefühlt. Und solche dramatischen Anrufe kamen im Jahr 2017 doch leider in immer kürzeren Abständen und uns allen war klar, daß irgendwann die Zeit des Abschieds kommen würde.

 

Am 14. August wieder solche Nachricht. In dieser Woche hatte ich selbst wichtigste Klinik- und Arzttermine und "eigentlich" weder Zeit noch Nerven schon wieder zu ihm zu fahren. Zumal ich Angst hatte, daß Wolfi, wenn ich dabei wäre, vielleicht gar nicht "gehen" könnte. Als ich aber das Datum sah und am nächsten Tag der 15. August - Maria Himmelfahrt - hab ich mir spontan

gewünscht: "Oh, wie wäre es das schön, wenn Wolfi an diesem besonderen Tag friedlich einschlafen dürfte", und bin kurzentschlossen zu ihm gefahren.

Dazu muss man noch wissen, daß er schon mehrere Jahre extremste Schluckbeschwerden hatte und mir deshalb von allen medizinisch Arbeitenden gesagt wurde, daß er, wenn er keine Magensonde bekäme, mit großer Wahrscheinlichkeit ersticken würde und  das ein besonders schlimmer Tod sei. Eine Magensonde hatte er in seiner Patientenverfügung klar ausgeschlossen und das auch immer wieder in Gesprächen mit mir und meinem Sohn bestätigt. Trotzdem kann sich sicher jeder meine innere Zerrissenheit vorstellen und ich kann nur raten:

 

"Wer eine gute und sichere Intuition hat und das entsprechende Bauchgefühl, dazu Vertrauen ins Universum und in den Patienten, möchte ich dazu raten die Patientenverfügung zu berücksichtigen. Und ich bin unglaublich dankbar, das getan zu haben."

Ja ich habe immer mit kindlich naivem Gott-Vertrauen gesagt: "Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand, der solch ein schweres Leben hatte auch noch einen schweren Tod erleidet."

 

Auch Albert Einstein wußte um die Wichtigkeit der Intuition:

 

"Die Intuition ist ein göttliches Geschenk, der denkende Verstand ein treuer Diener. Es ist paradox, daß wir heutzutage angefangen haben, den treuen Diener zu verehren und die göttliche Gabe zu entweihen."

 

Als ich am 14. August bei meinem Brüderchen ankam, war er wieder ansprechbar, wenn auch reduziert. Am 15 August hat er morgens mit Maya, seiner Seelenliebe seit mehr als 30 Jahren, leise gesungen und ich habe ihm noch viel von unserer Kindheit und Jugend erzählt. Er mußte zwar laufend abesaugt werden aber nicht´s deutete auf ein schnelles Ende.

Das war aber urplötzlich gegen 12 Uhr der Fall. Nach wenigen Minuten des bewussten Loslassen hatte mein Brüderchen es geschafft. Und wie von mir so sehr gewünscht, in Frieden.

Danke, Danke, Danke!!!

 

Und wer hat mich auf seinen letzten Metern begleitet?

Du lieber Uli, lieber Seelen-Freund warst im richtigen Moment plötzlich neben mir, hast mir von deiner Stärke abgegeben, mich in deinen Armen gehalten und ich wußte, alles ist gut!

 

Von Wolfis bestem indischen Freund Partho, einem hohen spirituellen Lehrer, habe ich erfahren, daß sein Todestag der 15. August, zum einen ein nationaler Feiertag in Indien, als auch ein hoher spiritueller Feiertag ist. Liebes Brüderchen, du hast dir deinen Sterbezeitpunkt genau richtig ausgesucht.....

 

Uli, und uns beide vereint das Wissen, Wolfi ist in manchen Momenten bei mir, steht hinter mir und stärkt mich.

Lieber Uli, das Vertrauen ist die Grundlage zur Beziehung zwischen dir und mir. Du weißt Dinge, die kaum einer weiß von mir, und ich weiß sie gut bei dir aufgehoben. Danke Dir!

 

 

"LIEBE ist die Fähigkeit, den Menschen, die uns wichtig sind, die Freiheit zu lassen, die sie benötigen, um so sein zu können wie sie sein wollen, unabhängig davon, ob wir uns damit identifizieren können oder nicht. "

 

- George Bernard Shaw  -

 

 

Lieber Uli!

 

Danke für dein So Sein.

 

Ich wünsche Dir mit Deiner ganzen Liebe, daß Du ganz viele Menschen erreichen und ihnen helfen kannst!

 

Vergelt´s Gott.

 

Alles Liebe,

Angelika, Heidelberg

 Gymnasial / Kronrektor/Lehrerin im Ruhestand